23. Dezember (4. Advent)

Ein Theaterstück, das ich für den diesjährigen Weihnachtgottesdient geschrieben habe und das morgen bei uns in der Kirche von ein paar Kindern aufgeführt wird.

Moderne Weihnacht


Maria und Josef kommen mit einem Koffer und einer großen Reisetasche auf die Bühne. Josef läuft gebückt unter dem Gewicht der Tasche und stöhnt.
Josef:            „Es ist doch nur eine Woche! Musst du wirklich so viel mitnehmen?“
Maria:           „Ja, muss ich. Schließlich bin ich hochschwanger und wenn ich während dieser Zeit mein Kind bekomme, will ich vorbereitet sein. Gottes Sohn soll keinen Mangel haben.“
Josef:            „Also ich habe darin nur Sachen von dir gesehen und kaum was für den kleinen Jesus.“
Maria:           „Dann hast du wohl nicht richtig hingesehen. Aber lass uns nicht streiten. Das ist schließlich unser erster Urlaub seit Ewigkeiten. Wir sollten ihn genießen.“
Josef:             „Das finde ich auch. Es ist außerdem unser letzter Urlaub nur zu zweit und ich freue mich sehr, das wir ihn in meiner Heimatstadt verbringen.“
Maria:           „Ich hoffe, Bethlehem ist noch genauso schön, wie du es in Erinnerung hast. Aber jetzt müssen wir uns beeilen, sonst verpassen wir noch unseren Zug. Von welchem Gleis fährt er noch mal?“
Josef schaut auf einen Zettel, den er in der Hand hält.
Josef:            „Von Gleis 4, aber ganz ruhig wir haben noch fast 20 Minut…“
Durchsage:    „Meine Damen und Herren. Der IC2215 nach Bethlehem planmäßige Abfahrt 14:27 Uhr auf Gleis 4 fällt heute aus technischen Gründen aus. Wir bitten um Entschuldigung.“
Maria und Josef schauen sich panisch an.
Maria:           „Ist das nicht unser Zug?“
Josef nickt.
Maria:           „Oh nein! Was machen wir jetzt nur?“
Josef:            „Ich glaube, wir haben keine andere Wahl als zu laufen.“
Josef geht los, aber Maria bleibt stehen.
Maria:           „Den ganzen Weg bis nach Bethlehem? Das dauert doch Stunden!“
Josef dreht sich zu ihr um, geht aber weiter.
Josef:            „Dann sollten wir uns schnell auf den Weg machen, damit wir vielleicht noch ankommen bevor es dunkel wird.“
Maria:           „Das schaffen wir sowieso nicht. Wie wäre es, wenn wir versuchen, per Anhalter zu fahren?“
Josef bleibt stehen und dreht sich zu ihr um.
Josef:            „Gute Idee! Vielleicht haben wir ja Glück und jemand nimmt uns mit.“
 Beide gehen von der Bühne


Julian, Luca und Emma spannen ein Absperrband über die Bühne. Dann beginnen sie zu graben.
Julian:           „Ich hasse es, so spät noch zu arbeiten.“
Luca:             „Ja, ich auch. Es sollte vor Silvester noch einen Feiertag geben.“
Emma:           „Am besten gleich zwei!“
Emma hört auf zu graben und stützt sich auf ihre Schaufel.
Julian:           „Das wäre schön.“
Julian gähnt.
Luca:             „Aber jetzt sollten wir wirklich arbeiten. Ich habe keine Lust auf Überstunden.“
Emma:           „Sehe ich auch so. Vor allem, wenn wir nur einen Parkplatz bauen müssen, auf den zu fahren sich keiner von uns leisten kann.“
Julian:           „Genau. Die ganzen schicken Autos und Roller sind nur was für reiche Schnösel, wie den da.“
Julian zeigt auf Gabriel, der auf seinem Roller zu den dreien fährt.
Gabriel:         „Na endlich, da sind sie ja. Hören sie, ich habe nicht viel Zeit. Heute Abend um 22:34 Uhr wird im Hotel Fossil in Bethlehem Gottes Sohn geboren. Ihr sollt da hin gehen und ihn preisen und so.“
Emma:           „Wie bitte? Ich glaube, ich habe Sie falsch verstanden. Haben sie gerade Gottes Sohn gesagt?“
Luca:             „Das muss ein schlechter Scherz sein.“
Gabriel:         „Jaja. Ich bin ein Engel und soll Ihnen sagen, dass Gottes Sohn geboren ist. Und Sie alle zu ihm gehen und ihn preisen sollen. Ich schicke Ihnen die GPS-Koordinaten auf ihre Handys.“
Julian:           „Ein Engel? Wirklich? Ich glaube, sie haben ein Burn-Out oder so. Aber nur weil Sie sich Flügel an den Anzug kleben, sind sie noch lange kein Engel!“
Julian zieht an Gabriels Flügel und weicht dann ängstlich zurück.
Julian:           „Die… die sind ja gar nicht angeklebt. Die sind echt.“
Emma:           „Aber das ist unmöglich!“
Gabriel:         „Haben Sie es dann? Ich habe noch andere Termine. Sie können sich nicht vorstellen, was die Geburt des Heilands für ein Aufwand ist.“
Gabriel fährt wieder weg und Julian, Luca und Emma sehen ihm verwirrt hinterher.
Luca:             „Das wird uns kein Mensch glauben!“
Julian:           „Glaubt ihr es denn?“
Emma:           „Ich würde sagen, wir gehen erst mal zu diesem Hotel und versuchen, den Jungen zu finden. Was meint ihr Leute, können wir das schaffen?"
Luca:             „Jo, wir schaffen dass!“
Julian:           (Pause) „Ich denke schon, ja.“
Die drei verlassen die Bühne.


Kaspar, Melchior und Balthasar sitzen um einen Tisch, der voller Burger King-Tüten ist.
Kaspar:         „Mhm, war das wieder lecker. Es gibt doch nichts Besseres als einen Hamburger.“
Kaspar reibt sich den Bauch.
Melchior:       „Genau und die Cola darf auch nicht fehlen.“
Melchior trinkt noch einen Schluck.
Balthasar:     „Und das jeden Tag! Wir haben es schon gut…“
Kaspar:         „Zum Frühstück, Mittag- und Abendessen. Es kann doch nichts Schöneres geben.“
Melchior:       „Und so lange wir nicht zum Zahnarzt müssen, können wir das problemlos machen.“
Ein Handy klingelt. Balthasar holt seins aus der Tasche schaut drauf.
Balthasar:     „Eine SMS von Gabriel. Er hat ein paar Anhalter auf dem Weg nach Bethlehm mitgenommen und die Frau ist wohl schwanger. Das Kind soll der König der Juden sein und er meint, wir sollen schon mal Geschenke für ihn kaufen. Einen König sollte man ja würdig begrüßen.“
Kaspar und Melchior legen ihr Essen weg und sehen ihn an.
Kaspar:         „Wow! Ein König und wir dürfen ihn als Erste sehen. Was für eine Ehre!“
Melchior:       „Finde ich auch. Aber was schenkt man einem König?“
Kaspar zuckt die Schultern. Balthasar schaut erneut auf sein Handy.
Balthasar:     „Gabriel schlägt vor, wir sollten Weihrauch, Myrrhe und Gold kaufen.“
Melchior:       „Myrrhe? Was ist das denn?“
Kaspar:         „Keine Ahnung, aber das sind doofe Geschenke. So was braucht ein Baby doch nicht. Wie wäre es stattdessen mit Windeln?“
Melchior:       „Oder Spielzeug?“
Balthasar:     „Das ist eine gute Idee. Lasst uns schnell etwas kaufen und ich frag Gabriel mal, wo wir die Sachen hinbringen sollen.“
Balthasar tippt etwas in sein Handy ein und sie verlassen die Bühne.


Maria und Josef kommen wieder auf die Bühne. Joseph trägt immer noch den Koffer und die Reisetasche.
Maria:             „Das war aber nett, das dieser Gabriel uns den ganzen weiten Weg gefahren hat, ohne etwas dafür zu verlangen.“
Josef:            „Es gibt doch noch gute Menschen auf der Welt.“
Die beiden bleiben stehen.
Maria:             „Und jetzt? Wo sollen wir heute Nacht schlafen.“
Josef:            „Gute Frage. Am besten, wir gehen einfach bei ein paar Hotels nach einem Zimmer fragen. Irgendwer hat sicher Platz für uns.“
Sie gehen zu einer Tür und Klopfen. Wirt 1 kommt raus.
Josef:            „Entschuldigen sie. Meine Verlobte und ich brauchen ein Zimmer für heute Nacht. Haben sie vielleicht noch Platz.“
Wirt 1 schüttelt den Kopf und geht weg.
Maria:             „Der hatte wohl kein Zimmer mehr. Schade.“
Josef:            „Kein Problem, dann versuchen wir es eben beim nächsten.“
Die beiden gehen zu Wirt 2.
Josef:            „Haben sie vielleicht ein Zimmer für uns?“
Wirt 2:            „Leider nein. Heute ist alles voll. Die ganze Stadt ist ausgebucht.“
Josef:            „Oh nein, wo sollen wir dann schlafen? Meine Verlobte erwartet ein Kind und wir brauchen dringend ein Quartier für die Nacht.“
Wirt 2:            „Meine Zimmer sind zwar alle voll, aber ich könnte euch eine Luftmatratze in der Garage anbieten. Das ist immerhin besser als gar nichts.“
Maria:             „Können wir dann bitte schnell dahin? Das Kind kommt!“
Maria hält sich den Bauch und folgt mit Joseph Wirt 2 in die Garage.


Joseph und Maria sitzen auf einer Luftmatratze. Maria hält Jesus im Arm.
Josef:            „Das ist er also, Gottes Sohn.“
Maria:             „Niedlich, findest du nicht auch?“
Josef:            „Sehr niedlich.“
Wirt 2 kommt zu den beiden.
Wirt 2:            „Es ist soeben Besuch gekommen.“
Julian, Luca und Emma kommen zur Krippe.
Julian:           „Hier ist ja wirklich ein Baby.“
Luca:             „Ist das der Sohn Gottes?“
Maria:             „Ja, woher wisst ihr das?“
Emma:           „So ein Geschäftsmann-Engel hat es uns gesagt.“
Josef:            „Das muss Gabriel gewesen sein. Der hat auch mir davon erzählt.“
Julian:           „Kann sein. Er war zu beschäftigt um sich vorzustellen.“
Luca:             „Der Kleine ist übrigens total niedlich. Wie heißt er denn?“
Maria:             „Jesus.“
Emma:           „Was für ein süßer Name.“
Julian beugt sich über die Krippe.
Julian:           „Hallo kleiner Jesus.“
Wirt 2 kommt herein und unterbricht ihn.
Wirt 2:            „Es sind noch mehr Gäste gekommen.“
Kaspar, Melchior und Balthasar kommen auf die Bühne.
Sie gehen zu Jesus und verbeugen sich vor ihm.
Kaspar:         „Es ist eine Ehre, den König der Juden zu treffen.“
Melchior:       „Alles Gute zum Geburtstag Jesus!“
Maria:             „Schön, dass ihr gekommen seid.“
Balthasar:     „Und wir bringen Geschenke.“
Melchior:       „Genau. Hier ist Gold für den König.“
Melchior hält einen goldenen Schnuller hoch.
Balthasar:     „Und hier ist Weihrauch.“
Balthasar hält einen Lufterfrischer hoch.
Kaspar:         „Und von mir bekommt der König einen Gutschein für Burger King.“
Maria:             „Ähm, danke. Das ist wirklich nett von euch.“
Melchior:       „Das ist doch klar.“
Luca:             „Wir haben ihm auch Geschenke mitgebracht“
Die drei kramen in ihren Taschen und ziehen dann je ein Kuscheltier-Schaf hervor.
Emma:           „Hier bitte, Jesus. Auch Gottes Sohn braucht Stofftiere.“
Emma legt die drei Schafe in die Krippe.