Moderne Weihnacht
Maria und
Josef kommen mit einem Koffer und einer großen Reisetasche auf die Bühne. Josef
läuft gebückt unter dem Gewicht der Tasche und stöhnt.
Josef: „Es ist
doch nur eine Woche! Musst du wirklich so viel mitnehmen?“
Maria: „Ja,
muss ich. Schließlich bin ich hochschwanger und wenn ich während dieser Zeit
mein Kind bekomme, will ich vorbereitet sein. Gottes Sohn soll keinen Mangel
haben.“
Josef: „Also ich
habe darin nur Sachen von dir gesehen und kaum was für den kleinen Jesus.“
Maria: „Dann hast du wohl nicht richtig
hingesehen. Aber lass uns nicht streiten. Das ist schließlich
unser erster Urlaub seit Ewigkeiten. Wir sollten ihn genießen.“
Josef: „Das finde
ich auch. Es ist außerdem unser letzter Urlaub nur zu zweit und ich freue mich
sehr, das wir ihn in meiner Heimatstadt verbringen.“
Maria: „Ich
hoffe, Bethlehem ist noch genauso schön, wie du es in Erinnerung hast. Aber jetzt müssen wir uns beeilen, sonst verpassen
wir noch unseren Zug. Von welchem Gleis fährt er noch mal?“
Josef schaut auf einen Zettel, den er in der Hand hält.
Josef: „Von
Gleis 4, aber ganz ruhig wir haben noch fast 20 Minut…“
Durchsage: „Meine Damen
und Herren. Der IC2215 nach Bethlehem planmäßige Abfahrt 14:27 Uhr auf Gleis 4
fällt heute aus technischen Gründen aus. Wir bitten um Entschuldigung.“
Maria und Josef schauen sich panisch an.
Maria: „Ist
das nicht unser Zug?“
Josef
nickt.
Maria: „Oh
nein! Was machen wir jetzt nur?“
Josef: „Ich
glaube, wir haben keine andere Wahl als zu laufen.“
Josef
geht los, aber Maria bleibt stehen.
Maria: „Den ganzen Weg
bis nach Bethlehem? Das dauert doch Stunden!“
Josef
dreht sich zu ihr um, geht aber weiter.
Josef: „Dann sollten wir
uns schnell auf den Weg machen, damit wir vielleicht noch ankommen bevor es
dunkel wird.“
Maria: „Das schaffen wir
sowieso nicht. Wie wäre es, wenn wir versuchen, per Anhalter zu fahren?“
Josef
bleibt stehen und dreht sich zu ihr um.
Josef: „Gute Idee!
Vielleicht haben wir ja Glück und jemand nimmt uns mit.“
Beide gehen von der Bühne
Julian, Luca und Emma spannen ein Absperrband über die
Bühne. Dann beginnen sie zu graben.
Julian: „Ich hasse es, so spät noch zu arbeiten.“
Luca: „Ja, ich auch. Es sollte vor Silvester noch einen Feiertag geben.“
Emma: „Am besten gleich zwei!“
Emma
hört auf zu graben und stützt sich auf ihre Schaufel.
Julian: „Das wäre schön.“
Julian
gähnt.
Luca: „Aber jetzt sollten wir wirklich arbeiten. Ich habe keine Lust auf
Überstunden.“
Emma: „Sehe ich auch so. Vor allem, wenn wir nur einen Parkplatz bauen müssen,
auf den zu fahren sich keiner von uns leisten kann.“
Julian: „Genau. Die ganzen schicken Autos und Roller sind nur was für reiche
Schnösel, wie den da.“
Julian
zeigt auf Gabriel, der auf seinem Roller zu den dreien fährt.
Gabriel: „Na endlich, da sind sie ja. Hören
sie, ich habe nicht viel Zeit. Heute Abend um 22:34 Uhr wird im Hotel Fossil in
Bethlehem Gottes Sohn geboren. Ihr sollt da hin gehen und ihn preisen und so.“
Emma: „Wie bitte? Ich glaube, ich habe Sie falsch verstanden. Haben sie gerade Gottes Sohn gesagt?“
Luca: „Das muss ein schlechter Scherz sein.“
Gabriel: „Jaja. Ich bin ein Engel und soll Ihnen sagen, dass Gottes Sohn geboren
ist. Und Sie alle zu ihm gehen und ihn preisen sollen. Ich schicke Ihnen die GPS-Koordinaten auf ihre
Handys.“
Julian: „Ein Engel? Wirklich? Ich
glaube, sie haben ein Burn-Out oder so. Aber nur weil Sie sich Flügel an den
Anzug kleben, sind sie noch lange kein Engel!“
Julian
zieht an Gabriels Flügel und weicht dann ängstlich zurück.
Julian: „Die… die sind ja gar nicht angeklebt. Die sind echt.“
Emma: „Aber das ist unmöglich!“
Gabriel: „Haben Sie es dann? Ich habe noch andere Termine. Sie können sich nicht vorstellen, was die Geburt des
Heilands für ein Aufwand ist.“
Gabriel
fährt wieder weg und Julian, Luca und Emma sehen ihm verwirrt hinterher.
Luca: „Das wird uns kein Mensch glauben!“
Julian: „Glaubt ihr es denn?“
Emma: „Ich würde sagen, wir gehen erst mal zu diesem Hotel und versuchen, den
Jungen zu finden. Was meint ihr Leute, können wir das schaffen?"
Luca: „Jo, wir schaffen dass!“
Julian: (Pause) „Ich denke schon, ja.“
Die
drei verlassen die Bühne.
Kaspar, Melchior und Balthasar sitzen um einen Tisch,
der voller Burger King-Tüten ist.
Kaspar: „Mhm,
war das wieder lecker. Es gibt doch nichts Besseres als einen Hamburger.“
Kaspar
reibt sich den Bauch.
Melchior: „Genau
und die Cola darf auch nicht fehlen.“
Melchior
trinkt noch einen Schluck.
Balthasar: „Und
das jeden Tag! Wir haben es schon gut…“
Kaspar: „Zum Frühstück, Mittag- und Abendessen. Es kann doch nichts Schöneres geben.“
Melchior: „Und
so lange wir nicht zum Zahnarzt müssen, können wir das problemlos machen.“
Ein
Handy klingelt. Balthasar holt seins aus der Tasche schaut drauf.
Balthasar: „Eine
SMS von Gabriel. Er hat ein paar Anhalter auf dem Weg nach Bethlehm mitgenommen und die Frau ist wohl schwanger. Das Kind soll der König der Juden
sein und er meint, wir sollen schon mal Geschenke für ihn kaufen. Einen König
sollte man ja würdig begrüßen.“
Kaspar
und Melchior legen ihr Essen weg und sehen ihn an.
Kaspar: „Wow! Ein König und wir dürfen ihn als Erste sehen. Was für eine Ehre!“
Melchior: „Finde
ich auch. Aber was schenkt man einem König?“
Kaspar
zuckt die Schultern. Balthasar schaut erneut auf sein Handy.
Balthasar: „Gabriel
schlägt vor, wir sollten Weihrauch, Myrrhe und Gold kaufen.“
Melchior: „Myrrhe? Was ist das
denn?“
Kaspar: „Keine Ahnung, aber das sind doofe Geschenke. So was braucht ein Baby
doch nicht. Wie wäre es stattdessen mit Windeln?“
Melchior: „Oder
Spielzeug?“
Balthasar: „Das ist
eine gute Idee. Lasst uns schnell etwas kaufen und ich frag Gabriel mal, wo wir
die Sachen hinbringen sollen.“
Balthasar
tippt etwas in sein Handy ein und sie verlassen die Bühne.
Maria und Josef kommen wieder auf die Bühne. Joseph
trägt immer noch den Koffer und die Reisetasche.
Maria: „Das war aber nett, das dieser Gabriel uns den ganzen weiten Weg
gefahren hat, ohne etwas dafür zu verlangen.“
Josef: „Es gibt doch noch gute Menschen auf der Welt.“
Die
beiden bleiben stehen.
Maria: „Und jetzt? Wo sollen wir heute Nacht schlafen.“
Josef: „Gute Frage. Am besten, wir gehen einfach bei ein paar Hotels nach einem
Zimmer fragen. Irgendwer hat sicher Platz für uns.“
Sie
gehen zu einer Tür und Klopfen. Wirt 1 kommt raus.
Josef: „Entschuldigen sie. Meine Verlobte und ich brauchen ein Zimmer für heute
Nacht. Haben sie vielleicht noch Platz.“
Wirt
1 schüttelt den Kopf und geht weg.
Maria: „Der
hatte wohl kein Zimmer mehr. Schade.“
Josef: „Kein Problem, dann versuchen wir es eben beim nächsten.“
Die
beiden gehen zu Wirt 2.
Josef: „Haben sie vielleicht ein Zimmer für uns?“
Wirt
2: „Leider nein. Heute ist alles voll. Die ganze Stadt
ist ausgebucht.“
Josef: „Oh nein, wo sollen wir dann schlafen? Meine Verlobte erwartet ein Kind
und wir brauchen dringend ein Quartier für die Nacht.“
Wirt
2: „Meine Zimmer sind zwar alle voll, aber ich könnte
euch eine Luftmatratze in der Garage anbieten. Das ist immerhin besser als gar nichts.“
Maria: „Können wir dann bitte schnell dahin? Das Kind kommt!“
Maria
hält sich den Bauch und folgt mit Joseph Wirt 2 in die Garage.
Joseph
und Maria sitzen auf einer Luftmatratze. Maria hält Jesus im Arm.
Josef: „Das ist er also, Gottes Sohn.“
Maria: „Niedlich, findest du nicht auch?“
Josef: „Sehr niedlich.“
Wirt
2 kommt zu den beiden.
Wirt
2: „Es ist soeben Besuch gekommen.“
Julian,
Luca und Emma kommen zur Krippe.
Julian: „Hier ist ja wirklich ein Baby.“
Luca: „Ist das der Sohn Gottes?“
Maria: „Ja, woher wisst ihr das?“
Emma: „So ein Geschäftsmann-Engel hat es uns gesagt.“
Josef: „Das muss Gabriel gewesen sein. Der hat auch mir davon erzählt.“
Julian: „Kann sein. Er war zu beschäftigt um sich vorzustellen.“
Luca: „Der Kleine ist übrigens total niedlich. Wie heißt er denn?“
Maria: „Jesus.“
Emma: „Was für ein süßer Name.“
Julian
beugt sich über die Krippe.
Julian: „Hallo kleiner Jesus.“
Wirt
2 kommt herein und unterbricht ihn.
Wirt
2: „Es sind noch mehr Gäste gekommen.“
Kaspar,
Melchior und Balthasar kommen auf die Bühne.
Sie
gehen zu Jesus und verbeugen sich vor ihm.
Kaspar: „Es ist eine Ehre, den König der Juden zu treffen.“
Melchior: „Alles
Gute zum Geburtstag Jesus!“
Maria: „Schön, dass ihr gekommen seid.“
Balthasar: „Und
wir bringen Geschenke.“
Melchior: „Genau.
Hier ist Gold für den König.“
Melchior
hält einen goldenen Schnuller hoch.
Balthasar: „Und
hier ist Weihrauch.“
Balthasar
hält einen Lufterfrischer hoch.
Kaspar: „Und von mir bekommt der König einen Gutschein für Burger King.“
Maria: „Ähm, danke. Das ist wirklich nett von euch.“
Melchior: „Das
ist doch klar.“
Luca: „Wir haben ihm auch Geschenke mitgebracht“
Die
drei kramen in ihren Taschen und ziehen dann je ein Kuscheltier-Schaf hervor.
Emma: „Hier bitte, Jesus. Auch Gottes Sohn braucht Stofftiere.“
Emma
legt die drei Schafe in die Krippe.