6. Dezember (Nikolaus)

Eine kurze Geschichte, die ich letztes Jahr in der Adventszeit geschrieben habe.


Es war dunkel in jener Nacht. Der Mond tauchte alles in sein weißes Licht. Die Lichter in und um die Häuser waren schon lange erloschen. Die Menschen schliefen. Eine einzelne Katze lief über die Straße. Sie war schwarz und ihre Pfoten hinterließen Abdrücke in der zuvor noch ebenmäßigen Schneedecke. Die Katze wandte den Kopf und ihre Augen blitzten kurz auf. Sie hatte etwas gehört. Ein leises Geräusch klang aus dem Haus, auf des sie zulief. Plötzlich ging ein Licht in einem der Fenster an. Die Katze erschrak und versteckte sich eilig unter einem Auto, das in einer Hauseinfahrt stand. Schnelle und dennoch recht leichte Schritte eilten eine Treppe hinab. Von ihrem Versteck aus konnte die Katze ein Stück des Fensters im Treppenhaus sehen. Sie beobachtet zwei paar Füße. Das eine war barfuss. Das andere trug rote Socken mit kleinen Tieren darauf. Trotz ihrer guten Augen, konnte die Katze nicht erkennen, was für Tiere es waren. Auch unten ging ein Licht an. Dann durchdrang ein Freudenschrei die Stille der Straße. Die Katze erkannte die Stimme und kam vorsichtig unter dem Auto hervor. Sie lief zu dem Fenster, hinter dem soeben das Licht angegangen und der Schrei ertönt waren. Es stand einen Spalt breit offen. Die Katze schlüpfte hindurch. Im Zimmer standen überall Sessel und an der Wand war ein großer Kamin. Auf dem Boden davor saßen zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Die Katze lief zu dem Mädchen, dessen Schrei sie ins Haus gelockt hatte, und schmiegte sich an sie. Das Mädchen wandte sich zu ihrer Katze um. Sie zeigte auf den Haufen aus bunten Stoffen, Papieren und seltsam geformten Gegenständen vor sich und sagte: „Schau mal, Tinka, was der Nikolaus uns alls in die Stiefel gesteckt hat.“
Die Sonne ging auf und der Nikolaustag brach an. Die Katze schnurrte zufrieden und sah aus dem Fenster, wo langsam noch mehr Lichter angeschaltet wurden und Kinderschreie beim Anblick von Geschenken ertönten.

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